Februar 2020 Gisela Krauße

 

Vorname:               Gisela

 

Nachname:             Krauße

 

Geboren:                14.1.1948

 

Geburtsname:        Troitsch

 

Geburtsort:             Zappendorf

 

Späterer Wohnort:  Rechlin (Müritz)

 

Ehemann:              Christian Krauße

 

Kinder:                   Michael und Thomas Krauße

 

Frühere Berufe:      Säuglings- und Kinderkrankenschwester, Altenpflegerin

 

 

 

Februar 2020

 

 

Lieber Block (oder wie auch immer sich dieses moderne Tagebuch schreibt)!

 

Ich bin gerade im Urlaub mit meinen beiden Enkelkindern Hanna und Nils. Die beiden wollten gerne mal wieder mit Christian und mir nach Bayern fahren.

 

Der Gedanke, dass dies früher nicht möglich war, erscheint mir mittlerweile richtig seltsam. Hätte ihr Vater in ihrem Alter diesen Wunsch geäußert, hätten wir ihn nicht erfüllen können.

 

Dass das Gebiet, in dem wir gerade sind, einst als der Bereich der „Wessis“ bezeichnet wurde und es uns verboten war, hierher zu reisen, können sich meine Enkelkinder bestimmt kaum vorstellen.

 

In den Osterferien fahren sie auch wieder in einen Ort an der Nordsee, der für uns früher unerreichbar gewesen ist. Es ist schon erstaunlich, wie sich das Ganze entwickelt hat.

 

Jeden Nachmittag schauen wir hier zwei meiner Lieblingsserien und abends gucken wir eine Show. Wenn ich mir vorstelle, wie das früher war. Mindestens auf 1000 Sender könnte ich heute mit dem Fernseher zugreifen. Wenn ich das mal mit früher vergleiche, wo wir froh sein konnten, dass Christian uns eine Antenne gebastelt hat, durch welche wir auf zwei Sender Zugriff hatten…

 

Hanna fängt nächstes Jahr mit dem Abitur an und überlegt, was sie danach machen soll. Ich habe ihr immer wieder Vorschläge geliefert und dabei festgestellt, dass ihr Welten offen stehen.

 

Natürlich wünsche ich mir, dass sie etwas Sinnvolles arbeitet, aber heutzutage kann man ja wirklich alles machen. Meine Enkelin könnte ein Auslandsjahr machen und sie kann in jeder Stadt Deutschlands studieren, die sie sich wünscht.

 

Hoffentlich verdient sie genug, denn die Rente wird ja heute immer weniger – besonders für uns „Ossis“. In der Beziehung ist die frühere DDR dann doch noch zu spüren. Wäre ich damals wie meine Schwester in den Westen gegangen und hätte dort gearbeitet, dann wäre meine Rente nun mit Sicherheit um einiges höher.

 

Aber was hätte ich auch ohne meine schöne Müritz gemacht, in der ich so gut wie jeden Tag schwimmen gehe?

 

Auf jeden Fall finde ich die Entwicklung innerhalb unserer Generationen sehr bemerkenswert und bin froh, dass ich die DDR miterleben konnte. Es gab keine Arbeitslosen und war meiner Meinung nach ein kinderfreundlicheres Land. Es hat mir auch gefallen, dass man damals mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist.

 

Die heutige Staatsform bietet zwar viel mehr Möglichkeiten für jeden von uns, aber ich bedauere es keineswegs, zur Zeit der DDR aufgewachsen zu sein.