24.8.2019 Reiner Walther

  

 

Blogeintrag von Reiner Walther (68)

 

Samstag 24.8.2019

 

 

 

Heute war wieder ein sehr schöner und anstrengender Tag, denn heute war der Festumzug in Martinroda. Unser Bild, von der Wehrmacht bis zum Einmarsch der Amerikaner und zum Schluss die Besetzung durch die Rote Armee, hat wie immer sehr gut funktioniert und es hat viel positive Aufmerksamkeit erregt. Ich denke mal, dass alle heute wieder Spaß daran hatten mitzumachen. Selbst der GAZ (russischer Jeep) ist heute bei der Wärme nicht liegen geblieben.

 

Es ist schon wirklich verrückt wie sich die Zeiten ändern. Ich weiß noch wie ich damals in Ohrdruf mit demonstriert habe, dass die Russen wegsollen und heute spielen wir sie bei Festumzügen in verschiedenen Orten nach und das schon über 15 Jahre. Die Russen gehören einfach zum Bild Thüringens dazu und sind nicht mehr weg zu denken. Die Erinnerungen, die ich und viele andere Thüringer haben, waren einfach prägend. Mein prägendstes Erlebnis war als kleines Kind. Ich höre noch meine Oma sagen: „Nimm dich in Acht vor den Russen, denn sie fressen gelegentlich auch kleine Kinder“. Also hatte ich höllische Angst vor den Russen und versteckte mich immer, wenn sie durch Mühlberg liefen. Eines Tages stand ich auf der Straße und plötzlich kamen die Russen mit ihren Panzern die Straße entlanggefahren. Als ich das sahn, rannte ich so schnell es ging nach Hause. Ich kroch immer durch ein kleines Loch in unserem Tor, was auch Hühnerloch genannt wurde, doch diesmal blieb ich drinstecken und die Russen kamen schnell näher, mit dem Gebrumm der Panzermotoren. Zum Glück hatte es meine Tante Ilse mitbekommen und half mir aus meiner misslichen Situation.

 

Es sind solche Erinnerungen, die man nie wieder vergessen kann und diese Erinnerungen gehen verloren, wenn sie nicht erhalten werden. Ich denke mit unseren Russenumzügen tragen wir sehr gut dazu bei, die Geschichte der Russen am Leben zu halten.